
Wie wird deine Website Barrierefrei?
Ein Gespräch mit PR-Assistent Oliver über digitale Teilhabe und gesetzliche Vorgaben
Barrierefreiheit im Netz ist längst kein Nischenthema mehr – sie wird zur Pflicht. Ab dem 28. Juni 2025 gelten neue gesetzliche Vorgaben, die viele Websitebetreiber dazu verpflichten, ihre Angebote für alle Menschen zugänglich zu machen – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Doch was bedeutet das konkret? Wie gestaltet man Websites so, dass sie niemanden ausschließen? Und lohnt sich das auch über die gesetzliche Pflicht hinaus?
Wir haben mit unserem PR-Assistenten Oliver gesprochen. Er ist Experte für Online-Marketing, kennt sich mit den Anforderungen der digitalen Barrierefreiheit aus – und bringt durch sein eigenes Handicap eine besondere Perspektive mit.

Oliver, welche Bedürfnisse hast du im Alltag in Bezug auf Barrierefreiheit?
Ich habe eine seltene angeborene Muskelschwäche, die meine Kraft und Ausdauer einschränkt. Sport oder andere kraftintensive Tätigkeiten sind für mich schwierig. Glücklicherweise bin ich im Alltag weitgehend unabhängig und nutze technische Geräte ohne spezielle Barrierefreiheitsfunktionen. Durch Kontakte zu anderen Menschen mit Einschränkungen kenne ich jedoch viele verschiedene Bedürfnisse.
Ab wann gilt die gesetzliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit – und für wen?
Am 28. Juni 2025 tritt in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Es setzt die EU-Richtlinie über Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen um. Betroffen sind vor allem Unternehmen, deren digitale Angebote Teil eines Produkts oder einer Dienstleistung sind – etwa Online-Shops, Buchungsplattformen, Apps und bestimmte Webportale.
Nicht alle Websites fallen unter die Regelung: Reine Unternehmensseiten oder Informationsangebote ohne Servicebezug sind meist ausgenommen. Dennoch lohnt sich barrierefreies Webdesign – es bietet viele Vorteile und fördert eine inklusivere digitale Gesellschaft.

Welche Vorteile sind das konkret?
Viele Maßnahmen zur Barrierefreiheit verbessern auch die Suchmaschinenoptimierung (SEO) und die Nutzerfreundlichkeit. Eine barrierearme Website sorgt oft für bessere Sichtbarkeit, längere Verweildauer und höhere Conversion Rates.

Was sollten Websitebetreiber konkret beachten?
Ein zentrales Thema ist die Bedienbarkeit. Viele Nutzer:innen navigieren per Tastatur, Sprachsteuerung oder Joystick statt mit der Maus. Deshalb muss eine Website vollständig per Tastatur bedienbar sein. Besonders bei Baukastensystemen wie WordPress ist gründliches Testen wichtig. Auch die Bedienung auf Mobilgeräten sollte reibungslos funktionieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Wahrnehmung für sehbehinderte Menschen. Gute Kontraste, klare Strukturen und alternative Modi (z. B. Hell-/Dunkelmodus) sind essenziell. Texte sollten leicht verständlich formuliert sein – das hilft nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen, sondern verbessert auch die SEO.
Was genau ist zu beachten, beim Einbinden von Bildern?
Neben der Schwierigkeit ein Bild leicht verständlich zu beschreiben (mit max. 120 Zeichen), sehe ich hier vor allem, dass es manchmal möglicherweise gar nicht so leicht ist zu entscheiden, ob ein Bild relevanten Inhalt trägt oder nicht.
Dafür kann man sich aber folgendes überlegen:
- Vermittelt das Bild eine wichtige Botschaft?
- Ist der Text ohne das Bild verständlich?
- Wird das Bild bereits im Text beschrieben oder enthält es zusätzliche Inhalte?
- Mit welcher Intention wurde das Bild eingefügt, zur Deko oder mit einer wichtigen Funktion?
- Enthält das Bild wichtige Keywords, deren Erwähnung im Alt-Tag für die Suchmaschinenoptimierung hilfreich sein kann?
Was ist bei Online-Formularen wichtig?
Formulare müssen klar zeigen, welche Felder erforderlich sind. Fehler sollten eindeutig markiert und verständlich erklärt werden – damit Nutzer:innen wissen, was sie korrigieren müssen. Das vermeidet Frust bei allen – mit oder ohne Einschränkungen.
Was ist also Dein Fazit?
Barrierefreies Webdesign ist kein „Extra“, sondern ein Qualitätsmerkmal moderner Websites. Wer es von Anfang an mitdenkt, gestaltet das Netz gerechter – und profitiert ganz nebenbei von zufriedeneren Nutzer:innen und besserer Sichtbarkeit.
Vielen Dank für deine Einblicke, Oliver!
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Rechtsberatung dar, sondern bietet praktische Orientierung aus der Perspektive von Kommunikation und Marketing.