Wer ein geistes- oder kulturwissenschaftliches Studium wählt, hat mit Sicherheit die Möglichkeit, sich persönlich zu entwickeln und neue Perspektiven auf die großen und kleinen Irrungen und Wirrungen des Lebens da draußen zu erhalten. Aber irgendwann, nach 13 Semestern, neigt sich auch das schönste Studium dem Ende zu. Und irgendwie möchte man ja auch mal fertig sein. Aber wie war das noch gleich? Was ich mit meinem Studium später mal machen kann? Diese Frage hat man gelernt zu ignorieren– man trainiert das schließlich jahrelang. Richtig auf die Nerven geht einem diese Frage erst, wenn man sie sich auf einmal selber stellt. Und keine Antwort findet.

Wer noch mehr erfahren will: Hier berichtet unsere Praktikantin Kathrin über die Bürogemeinschaft in der Leo54.

So ist es mir ergangen – Bachelor in Religionswissenschaft und Kunstgeschichte, Master in Religions- und Kulturwissenschaft und nebenbei Kellnern, Veranstaltungen organisieren, Pflichtpraktika und Werkstudentenjob. Und wann immer möglich auf Reisen gehen. So ließ es sich ziemlich gut leben. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Und wenn bisher bei all diesen Dingen irgendwie nicht so wirklich was für die nächsten Jahre dabei war – ja, was dann? Und wie finde ich heraus, was ich nach der Uni machen möchte?

Ok, so völlig planlos wie ich mich gerade angehört habe war ich nie. Aber ich war halt auch noch nie jemand, die seit dem Kindergarten wusste was sie mal werden möchte. Und dann zehn Praktika, Austauschsemester, Workshops und  Karrieremessen besucht hat. Dass ich aber nicht auf den Kopf gefallen bin, das wusste ich immer. Also, Butter bei die Fische, wie man bei mir Zuhause sagt, und Interessen ausloten – wissenschaftliche Laufbahn? Nein. Großes Unternehmen? Äh…Danke, nein. Den ganzen Tag ausschließlich auf einen PC starren? Eher nicht. Projektarbeit? Mmh…Ideen in ihrem Entstehen begleiten? Und wie erfahren überhaupt alle anderen davon? Öffentlichkeitsarbeit? Joar, klingt gut. Aber nicht für große Marken und Konzerne sondern eher für die Underdogs. Für Erfahrungen, für ein Lebensgefühl – halt für `ne geile Sache.

So, da war ich doch ein ganzes Stück weiter. Aber da ich früh begriffen habe, dass die Welt nicht auf mich wartet, musste ich erstmal unzählige Bewerbungen schreiben. Und mir einer der wichtigsten Tatsachen bewusst werden: Ich brauche praktische Erfahrung. Aber Moment, warum soll ich für ein Praktikum maximal 18 Jahre alt sein, idealerweise im 3. Semester Kommunikation oder irgendwas medienrelevantes studieren, ganz nebenbei bereits 20 Praktika absolviert haben und möglichst überhaupt kein Geld benötigen? Ganz ehrlich – ignoriert das. Ok, als studierter Historiker nimmt euch wohl eher kein Pharmaunternehmen in ihre Forschungsabteilung auf, aber eine Chance hat doch jeder verdient. Und da es da draußen noch Menschen gibt, denen DU und deine Fähigkeiten wichtig sind, war ich drei Monate Praktikantin bei factum.

Es gibt ja viele Stimmen, die ein Praktikum für Ausbeute und Unsinn halten. Wiegt man seine Arbeitszeit und sein Engagement in Geld auf mag das sicherlich mehr als nur zutreffend sein. Aber es gibt für mich wesentlich mehr positive Dinge über meine Praktikantenzeit zu berichten. Ok, um das obligatorische Kaffeekochen bin ich nicht herumgekommen, aber ich wurde von Anfang an als Teil des Teams gesehen und habe dadurch einen sehr umfangreichen Einblick in den Arbeitsalltag erhalten: Was passiert überhaupt, bevor man an die Öffentlichkeit geht? Wenn das Profil, die Zielgruppe(n) und Alleinstellungsmerkmale einem Kunden noch nicht bewusst sind, werden diese gemeinsam in einem strategischen Workshop ausgearbeitet – nach wie vor für mich der spannendsten Aspekt meines Praktikums. Anschließend unter Umständen eine erste Recherche – stoßen Idee und Produkt auch wirklich auf offene Ohren? Welche Kontakte haben wir zusätzlich dazu schon in unserer Datenbank? Bevor es überhaupt an die Öffentlichkeit geht, heißt es recherchieren, Excel-Tabellen erstellen und natürlich jede Menge Telefonieren. Wenn dann die Pressemitteilung geschrieben, verschickt und noch mal an einigen Stellen nachgefasst wurde, ob es das Produkt – und die Idee dahinter – zu einer Veröffentlichung schafft, dann ist die meiste Arbeit getan.

In enger Zusammenarbeit und im Austausch mit den Festangestellten konnte ich an all diesen Schritten mitarbeiten, Ideen und Vorschläge einbringen und wurde ermutigt, mich und meine Fähigkeiten auszuprobieren. Zu Gute kamen mir außerdem die vielfältigen Kunden von factum, aus den Bereichen Forschung und Weiterbildung sowie Gesundheit und die Arbeit mit Start-ups und Stiftungen ließen keinen Moment Langeweile aufkommen. Ich hatte sehr viel Glück, dass ich hier gelandet bin. Nicht nur, dass ich und meine Arbeit wertgeschätzt wurden. Ich bin mir nach meinem Praktikum sicher, dass Öffentlichkeitsarbeit mein Ding ist. Vielleicht nicht das einzige Ding für immer. Aber es ist ein Weg, den ich jetzt erst einmal ab August als Volontärin weiter verfolgen werde und auf den ich mich sehr freue.

Molin Hosek
.FACTUM Redaktionsteam

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